Donnerstag, 30. Juni 2016

Nordschweden - Mittsommer und Berge

Kurz nachdem wir die schwedische Grenze passiert hatten, mussten wir schon scharf bremsen, denn das erste Rentier trottete gemütlich auf der Straße. Ich war natürlich ganz aus dem Häuschen und netter Weise blieb das Tier dann noch kurz auf einem Nebenweg stehen um sich von mir ablichten zu lassen.


Auf unserer weiteren Fahrt wurde es dann fast schon zur Gewohnheit das regelmäßig Rentiere die Straße kreuzten - wir waren nun in Lappland.


Die typischen roten Schwedenhäuschen aus Holz waren nun allgegenwärtig (wie zuvor schon in Finnland, dort allerdings in verschiedenen Farben).


Wir fuhren weiter auf der einzigen Straße, die von Ost nach West führte und machten hin und wieder einen kurzen Abstecher, immer den Wegweisern für besondere Orte folgend. So führte uns einer in ein Tal, das verborgen neben der Route lag.


Eine steile Treppe führte hinab zu einem Bach, indem wir uns erfrischen konnten.  Allerdings war das Wasser so kalt, dass unsere Füße innerhalb kürzester Zeit taub wurden. Das mit dem Baden ließen wir dann lieber bleiben.



Der nächste Abstecher führte uns zu einem Naturreservat, das eine besondere Kulturlandschaft schützt. Die historische Bewirtschaftungsform der großen Feuchtwiese wird heute von Ortsansässigen in mühevoller Handarbeit aufrecht erhalten. Mit der Sense werden die Seggen gemäht, das gesammelte Heu wird auf Stellagen getrocknet und in den Holzschobern gelagert.


Am Abend sahen wir in der Ferne die Schemen eines weißen Tieres. Ich schimpfte schon, dass wir keine Kamera dabei hatten, aber am nächsten Tag kam es zum Glück wieder. Ein Schwede vor Ort erklärte uns dann, dass neulich ein Film gedreht wurde und dass das Hausrentier (es läuft dort immer rum) gerne den Filmleuten hinter her rannte.


Auf den Holzdecks in Mitten der Feuchtwiese konnten wir die Sonne in vollen Zügen genießen.
Mittlerweile stand auch Mittsommer vor der Tür. Spontan entschieden wir uns die  Feierlichkeiten in dem kleinen Dorf Jukkasjärvi bei Kiruna mitzuerleben. Die Zeremonie begann mit dem traditionellen Aufstellen des geschmückten Maibaumes. Dieser ist nicht wie bei uns weiß-blau, sondern besteht aus einem Kreuz mit zwei Kränzen.


Im Anschluss wurde gesungen und alle tanzten um den zentralen Baum.








Kurz nach dem Spektakel gehen die meisten wieder nach Hause und feiern dort im engsten Familienkreise weiter. Daher zogen auch wir weiter und wollten uns das Städtchen Kiruna anschauen, das jedoch komplett ausgestorben war. Alle waren sie in ihre Ferienhäuschen auf dem Land gefahren.

Die Straße führte nun stetig weiter nach Nordwesten und schon bei Kiruna fing es an mit den ersten Bergen. So weit im Norden ist die Landschaft sehr karg, aber trotzdem oder gerade deswegen sehr beeindruckend. Vom Campingplatz im Abisko Nationalpark machten wir uns zum Wandern auf.



Nach fast 800 Höhenmetern vorbei an wilden Bachläufen und Wasserfällen, erreichten wir dann ziemlich außer Atem den Gipfel und wurden mit einem atemberaubenden Weitblick und einem Sommersby belohnt.


Unterm Strich haben uns die wenigen Tage in Nordschweden auf jeden Fall sehr viele schöne Eindrücke und Erlebnisse bescheert.


Sonntag, 26. Juni 2016

Nördlich des Polarkreises

Nachdem wir einige Tage immer wieder Regen hatten, warteten wir auf ein Schön-Wetter-Loch, um Oulu zu erkunden. Vor allem der Hafen und der angrenzende Marktplatz hat uns gut gefallen.


Die Lage am Meer haben wir dann auch in vollen Zügen mit einem riesigen Eis genoßen. Meine Hose hat auch gleich was abbekommen, da ich mit fotografieren und nicht mit Schlecken beschäftigt war...



Vorsichtshalber hat Jan unseren Regenschirm mitgenommen und siehe da - einige Augenblicke nach dem Eis - fing es dann plötzlich an in Strömen zu schütten. Wir saßen dann völlig alleine auf den Sitzstufen (unter dem Schirm wohlgemerkt). Der Marktplatz war in kürzester Zeit menschenleer und wir suchten dann auch den Schutz unseres Busses auf, als das Wasser drohte uns davon zu schwemmen.


Danach ging es weiter Richtung Norden und wir fuhren nach Rovaniemi, dem Heimatdorf des Weihnachtsmanns. Wir haben uns zum Frühstück schon mit Weihnachtsmusik eingestimmt und uns auf viel Kitsch eingestellt, um dann enttäuscht zu werden. In ganz Finnland (außer Helsinki) hatten wir keine Deutschen getroffen, doch im Santa Clause Village war die vorherrschende Sprache deutsch. Es gab viele kleine Souvenirläden, die im Grunde alle das Gleiche anboten und wir hatten uns das Ganze irgendwie größer und vielseitiger vorgestellt.


Mein persönliches Highlight war dann diese seltene Spezies, die italienischen Schneekatze, welche bevorzugt in Wohnmobilen lebt.


Zum Abschluss sei noch erwähnt, das wir den Polarkreis überschritten haben und nun Finnland Richtung Westen verlassen.


Wie immer, könnt ihr hier nochmal unsere Route nachvollziehen:




Sonntag, 19. Juni 2016

Im Herzen von Finnland

"Finnland - viele Seen, viel Wald und viele Mücken, sonst nichts." Diese Vorstellung teilen wohl viele über Suomi, wie die Finnen ihr Land nennen. Auf unserer bisherigen Reise verloren die wenigsten Leute ein gutes Wort über Finnland, selbst der ein oder andere Finne selbst fragte uns warum wir aus Deutschland nach Finnland reisen. Das ist echt ein komisches Phänomen!

Gut, das mit den vielen Mücken trifft vielleicht zu, aber an die gewöhnt man sich schon. Hin und wieder denkt man sich auch auf den endlos erscheinenden geraden Straßen, dass man durch einen noch endloseren Wald fährt.


Doch wenn man den Abstecher von den großen Straßen wagt wird man mit Stellplätzen an traumhaften Seen belohnt.

Bei gutem Wetter konnten wir dann endlich auch mal wieder unser Kajak auspacken und die Inselchen im See erkunden.


Einige Tage nach Helsinki war es wieder Zeit für eine Stadt, in diesem Fall Tampere. Viele alte Fabrikgebäude aus Backstein, in denen sich heute Museen und andere Kultureinrichtungen befinden.


Auf dem Weg aus der Stadt verschlug es uns an ein verstecktes Örtchen im Wald. Hier machten wir die Bekanntschaft mit einem echten finnischen Original - Juho. Eine Frohnatur durch und durch. Zu unserem Erstaunen konnte er sehr gut deutsch sprechen und erzählte uns von seiner Frau, die ein großer Fan von der deutschen Soap "Sturm der Liebe" ist und eine Brieffreundin in Deutschland hat. Daher waren die beiden schon mehrmals in Deutschland und als wäre das nicht genug ist seine Tochter zum Studieren und sein Sohn zum Fußballspielen im Moment in Deutschland. Juho hatte seine Freude mit uns deutsch zu sprechen und lud uns daher noch spontan auf eine Kaffee und Krapfen ein. Dabei bekamen wir noch gute Reisetipps. Wie beispielsweise den Abstecher nach Mänttä zu machen.

Mänttä die selbsternannte Kunststadt bietet mit vielen Museen ein reiches Angebot für Schlechtwettertage. Das Highlight bildet dabei das Serlachius Museum, ein hybrider Museumskomplex aus der ehemaligen Villa und dem skulpturalen Neubau in parkartiger Umgebung.


Unterwegs durch die Seenplatte fanden wir immer wieder einen Stellplatz am See und so probierten wir auch weiterhin unser Glück beim Angeln. Das erste Mal, dass wir einen Fisch am Haken hatten kam sehr überraschend. Sarah hatte die Angel keine zwei Sekunden ausgeworfen schon zappelte ein Fisch an der Leine. Ich war noch nicht wirklich darauf vorbereitet und als sich der Haken dann noch schlecht entfernen ließ, blieb mir nichts anderes übrig als den Fisch direkt zu betäuben und aus zu nehmen. Zu meinem Vorteil hatte ich das ja schon mal gemacht. Dennoch war die Aufregung groß und das Adrenalin schoss mir durch die Adern. Am Ende konnten wir uns auf unseren ersten Fang vom Grill freuen.


Unterwegs beim Wandern machten wir die nette Bekanntschaft mit einem einheimischen Angler, der vor einiger Zeit in Berlin lebte und unseren VW-Bus bewunderte. Wenn doch alle Finnen so aufgeschlossen wären. Doch meistens sind sie eher zurückhaltend und nicht gerade die Meister des lockeren Smalltalks.


Auf dem Weg nach Oulu kamen wir durch das Städtchen Viitasaari, das wie könnte es anders sein, am See liegt. In Finnland haben wir festgestellt bieten sich neben Parkplätzen vor allem Stellplätze an den Stadtstränden zum Nächtigen an. Bei der Vielzahl an Seen gibt es nämlich wenig öffentliche Erschließung die bis an die Seen heranreicht. Daher eben die Stadtstrände, mit dem positiven Nebeneffekt, dass meist ein Toilettenhäuschen vor Ort ist.


Nach den vielen Seen in Finnlands Mitte sind wir nun in Oulu wieder am Meer. An dieser Stelle geht es das nächste mal weiter.


Ach ja, wer es nicht bemerkt hat, dieser Beitrag wurde zur Abwechslung mal wieder von Jan verfasst.

Freitag, 17. Juni 2016

Helsinki - die Designmetropole

Helsinki hat uns sofort mit seinen Charme überzeugt und unsere Erwartungen übertroffen. Die Stadt versprüht eine entspannte Atmosphäre, es gibt viele kleine Läden und Kaffees und von Hippies, über Schicki-Mickis bis zu Hipstern sind alle vertreten. Eine sympathisch-bunte Mischung!


In der kleinen Markthalle haben wir uns gleich davon überzeugt, dass die Stadt auch kulinarisch was zu bieten hat (und das gar nicht so teuer!).


Ich war im siebten Himmel, als wir durch den Design District geschlendert sind und an jeder Ecke tolle Läden entdeckt haben! Wir waren kurz davor den Hängesitz mitzunehmen, haben uns dann aber doch dagegen und für ein platzsparenderes Geschirrtuch entschieden...


Im Designmuseum haben wir einen Einblick in die Geschichte des finnischen Designs bekommen. Die Lampe kommt dem ein oder anderen vielleicht bekannt vor? (Stichwort: IKEA)

Die Sonderausstellung über den finnischen Designer Eero Aarnio hatte eine - wie wir fanden innovative Art des Ausstellens: durch den Raum fahrende Sockel, die auf den Besucher reagieren, indem sie stoppen und sich vor ihm drehen. Im Untergeschoss konnten wir der Kinderspielecke nicht widerstehen und haben die Sitzmöbel mal auf ihre Bequemlichkeit überprüft.



Immer up to date, ist natürlich auch ein Katzenkaffee in der Stadt vertreten.


Völlig unverhofft wurden wir von einem heftigen Sommergewitter überrascht und in Kürze verwandelten sich die Straßen in reißende Flüsse!


Aber zum Glück kam danach wieder die Sonne raus und wir haben den Abend an unserem Stellplatz am Stadtstrand genossen. Alkohol ist in Finnland nämlich wirklich sehr teuer, aber wir haben uns vorsorglich in Estland mit einem guten Vorrat eingedeckt.


Um euch nicht mit Bilden zu überfluten, könnt ihr euch zeitnah auf mehr aus Finnland freuen,

Mittwoch, 8. Juni 2016

Estland - Natur pur

Der heutige Blogeintrag kommt etwas verspätet, denn wie wir feststellen mussten, ist auf manchen Campingplätzen die Zeit stehen geblieben und somit auch noch nicht das Wlan angekommen.

Das letzte der baltischen Länder erreichten wir im Nebel. Dank unserer abfotografierten Seiten aus dem Reiseführer (von dem Jan letztes Mal berichtet hat) haben wir ganz leicht einen Stellplatz gefunden. Dieser lag inmitten von Wiesen an einem verlassenen Holzhaus. Durch den Nebel und das abgebrannte Auto wirkte alles unwirklich und als dann noch eine muhende Kuhherde auftauchte, war die Szenerie perfekt (für einen Horrorfilm)!


Die nächsten Tage haben wir dann, nach einem kurzen Abstecher nach Pärnu, im Nationalpark Soomaa mit viel Wandern verbracht.


Dabei kam uns der kühle Moorsee gerade recht, denn in der glühenden Hitze sucht man im Moor leider vergebens nach Schatten, wie man an den kümmerlichen Bäumen sieht.

Es gab auch einige Wanderwege durch den Wald, bei denen wir auf einen zuckersüßen Fischotter gestoßen sind. Dieser tippelte auf dem Holzsteg entlang und schaute uns kurz verdutzt - mit einem riesigen Fisch im Maul - an und lief dann weiter seines Weges. Leider ging alles so schnell, das ich kein Foto machen konnte. Trotzdem wird dieser Moment noch lange in unserem Gedächtnis präsent bleiben.


Auf einem anderen Wanderpfad konnte Jan sein Glück kaum fassen, da sich eine Kreuzotter vor uns über den Weg schlängelte. Blindschleichen und Ringelnattern bekommt man ja recht häufig zu sehen, aber die Kreuzotter ist doch eher selten.


Leider trafen wir auch auf eine weniger liebenswerte Tierspezies - die Mücken, die von nun an unser stetiger Begleiter ist. Hierzu einige Erfahrungen:

  • der Aufenthalt im Schatten sollte gemieden werden
  • nicht nur die Haut einsprühen, sondern besser die gesamte Kleidung 
  • dabei nicht den Hintern vergessen, Frau muss ja auch im freien Pinkeln!
  • Feuer hilft, je größer desto besser, am besten wenige Zentimeter davor sitzen
  • nie alleine irgendwo sitzen/stehen/existieren, dann verteilen sich die Mücken auf zwei Personen
  • wenn man sich gegenüber sitzt kann man sie auf dem Gegenüber erschlagen
  • das Töten als Wettstreit fördert den Ehrgeiz (Ich hab gewonnen - ha!)

Praktisch im Nationalpark ist auch, dass überall kostenlose Zeltplätze mit Toiletten, Grillstellen und Feuerholz sind. Deshalb haben wir die Gelegenheit natürlich gleich zum Grillen genutzt (siehe auch Punkt Feuer oben).



Als nächstes ging es nach Tallinn. Die Stadt hat eine gut erhaltene Stadtmauer mit vielen Türmen und eine große Altstadt mit vielen kleinen Gassen. Allerdings gibt es nur Souvenir-Shops und Restaurants, welche ziemlich überteuert sind. Die Stadt war voll mit Touristen und ein britisches Kreuzfahrtschiff lag im Hafen, so dass überall die englischen Touristentouren herum liefen. Wir haben zum Glück Abends ein super gutes indisches Restaurant etwas abseits gefunden.


Wer sich auch schon immer gefragt hat, wie man Polizei richtig schreibt, bekommt in Estland die Antwort:


Als letzte Station sind wir in den Laahema Nationalpark östlich von Tallinn gefahren. Auf dem Weg haben wir einen Abstecher zu Estland's größtem Wasserfall gemacht. Der Fluss führt zwar gerade wenig Wasser, aber er war trotzdem sehr beeindruckend mit den Felsen.


Der Nationalpark selbst liegt zu großen Teilen an der Küste:



Zum Abschluss noch einige Impressionen aus dem Bus und Jan mit neuem Haarschnitt:




Und unsere Reiseroute durchs Baltikum zum nachvollziehen.


Eine Reise ins Baltikum können wir wirklich jedem empfehlen, es ist noch sehr untouristisch, die Leute sind sehr freundlich und das Meer mit den Sandstränden ist einfach traumhaft!